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Pepa Salas Vilar      "Plan B"

 

j3fm    Eröffnungsrede am 16.09.2016                       

 

Kuratorin: Angela Straube

 

 

Herzlich willkommen zur Ausstellungseröffnung von „Plan B“ der aus Andalusien stammenden Künstlerin Dr. Josefa Salas Vilar, die ich im Folgenden mit ihrem Einverständnis kurz Pepa nennen werde, was der Kurzform von Josefa entspricht.

 

Andalusien, bekannt auch durch den Flamenco und nur durch die Straße von Gibraltar von Afrika entfernt (14km!). Daher die vielfältigen kulturellen Einflüsse.

 

Zitat: deutsche Übersetzung der seit 1981 offiziellen Hymne Andalusiens:

 

„ Die weiß-grüne Fahne
 kehrt nach Jahrhunderten des Krieges zurück
 und sagt uns: Friede und Hoffnung
 unter der Sonne unseres Landes.
 Andalusier, erhebt Euch!
 Verlangt nach Land und Freiheit!
 Für das freie Andalusien,
 Spanien und die ganze Menschheit.
 Wir Andalusier wollen wieder das sein,
 was wir waren:
 Menschen des Lichts, die den Menschen
 menschlichen Geist gaben.
 Andalusier, erhebt Euch!
 Verlangt nach Land und Freiheit!
 Für das freie Andalusien,
 Spanien und die ganze Menschheit.

 

Von andalusischen Nationalisten wird España (Spanien) gerne durch los pueblos (die Völker) ersetzt.“ Quelle: Wikipedia September 2016

 

 

Hier wurde die Künstlerin geboren und wuchs in den Bergen auf, studierte an der Universität von Granada Kunst und schrieb hier auch ihre Doktorarbeit. Während des Studiums lebte sie für jeweils ein Jahr in Italien und Polen. Seit 6 Jahren lebt und arbeitet sie in Hannover.

 

Als sie als sehr junge Schülerin Schulpreise gewann, gefiel ihr die dadurch resultierende Zuwendung, das Lob und die Liebe so gut, dass sie mehr davon wollte. Mehr von dieser Liebe. Damals schon schrieb sie Gedichte und erhielt auch hierfür Preise. Das hat sie stärker gemacht, es diente ihrer Identitätsfindung. Und sie machte und macht seitdem immer weiter…..

 

Für sie ist die Malerei ein Versuch der Poesie. Sie, die Malerei, umfasst verschiedene Themen, aber immer unter dem Überthema der Poesie.

 

Was sehen wir: Schwarz-Weiß-Bilder, wie alte s/w-Fotografien.

Wenn viel Farbe im Portrait ist, dann ist es mehr die konkrete eine Person. Als s/w- Foto oder in diesem Falle Bild wird auch das Portrait etwas Allgemeines, etwas, das jeder irgendwie kennt. So rückt es näher, wird vom Betrachter näher herangelassen.

 

Ein Bild, Plan A, erzählt von der Unschuld und im Idealfall dem paradiesischen Zustand der behüteten Kindheit, dem Moment, wo noch alle Möglichkeiten offen scheinen. Alles ist möglich.

Die Wale, die aufeinander zuzuschweben scheinen, symbolisieren die Hoffnung, und diese fliegt in beide Richtungen.

 

Die Bilder sollen für sich sprechen, und vielleicht unterstützen die Titel den Dialog zwischen Werk und Betrachter.

Jeder wird seine eigene Geschichte finden, und interessant wäre, diese vielen Geschichten zu hören! So viele Gefühle! So viel Phantasie! So viele Möglichkeiten!

 

 

Bilder und Bildkompositionen, die den Betrachter einladen, seinen eigenen Gedanken nachzuspüren. Situationen, die nicht abgeschlossen, sondern offen sind.

Möglichkeiten, eine Geschichte zu erspüren, auszuschmücken.

Der Betrachter im Dialog mit  dem Kunstwerk und gleichzeitig auch als Erschaffer und Weiter“spinner“ und vielleicht Vollender einer Geschichte, die die Betrachtung dieses Werkes bei ihm entstehen lässt. Gefühle, die zum Klingen gebracht werden, bis im besten, vollendeten Fall eine ganze Symphonie entsteht.

 

In der Ausstellung begegnen uns bekannte Größen wie der Norweger Fridtjof (Wedel-Jarlsberg) Nansen (1861 bis 1930), der bedeutende Beiträge zu den Grundlagen der modernen Neurologie lieferte, 1888 als erster Grönland über das Inlandeis durchquerte, bei den Inuit lebte und vieles für seine Forschungsreise bei ihnen lernte, in der Politik tätig war und sich in der internationalen Flüchtlingshilfe engagierte: von ihm stammt der Nansen-Pass, der auf einem der innen zu betrachtenden Bilder abgebildet ist.

 

Wir sehen ein Bild des 1957 in China geborenen Ai Weiwei.

 

Agatha Christie, 1890 in Devon geborene Miller, spätere Ehefrau von Colonel A. Christie.

1928 ausgedehnte Reise in den Nahen Osten und mit dem Orient-Express nach Bagdad.

1930 zurück nach Ur, wo sie den 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan kennen und lieben lernt und ihn am 11. September 1930 heiratet.

1971 durch Königin Elisabeth II in den Adelsstand erhoben.

 

Eine kopflose Frau

Fokussieren. Die Lage genau betrachten. Zurücktreten, um alles zu überblicken, zu erfassen. Dann fokussieren, im besten Fall eine neue Sicht gewinnen.

Weitermachen. Weitergehen.

 

Portrait    Landschaft                      Tiere

Nansen   Landschaft mit viel Eis    Eisbär

 

Eine Trilogie, aber etwas Gemeinsames.

Badezimmer und Bär

Wie fühlen sich die Migranten manchmal?

 

Malerei und Installation

Objekte, damit ich denken kann

Ich mache einen Plan B

Wie eine Metapher

 

Andalusien ist warm. Wie hat Nansen diese Kälte in den 20er Jahren überlebt?

 

Nansen hat die Zeit im Eis überlebt, indem er immer wieder neu geplant hat, Tag für Tag. Dies hielt ihn am Leben.

 

Die Künstlerin sagt, sie bekomme durch Krisen Impulse.

 

Santiago Ydanez ist ihr Vorbild.

Ihn inspirieren nur die guten Sachen. Aber die Arbeiten zeigen dies nicht.

 

Es geht ihr um Resilienz.

 

Die Psyche des Menschen.

Sie haben immer einen Plan B, falls etwas nicht funktioniert.

 

Ai Weiwei, der immer weiter geht. Dies ist die „Seele“ der Ausstellung. Immer weiter, sich nicht unterkriegen lassen, weitergehen.

 

Jedem Besucher/ Betrachter seine eigene Geschichte, ausgelöst durch ein einzelnes Bild oder aber eine Bildfolge.

 

Klar und offensichtlich in der Darstellung, haben die Bilder Pepa´s dennoch etwas Geheimnisvolles. Sie ist eine Geschichtenerzählerin, die von tief verankertem archaischen Allgemeinwissen spricht, anklingt, wo Auge und Verstand nicht weiterkommen. Das Auge nimmt das Objekt oder Bild auf, der Verstand dringt bis zur Oberfläche und verknüpft vielleicht mit Vertrautem, Ähnlichem. Aber diese Arbeiten gehen darüber hinaus.

Mich berühren diese Werke, wie auch Walgesänge mich auf eine eigentümliche Art und Weise berühren, und dies mit einer Kraft, dass ich meine, tief in mir drinnen, dort ganz weit unten verborgen, gäbe es ein uraltes Wissen, das ich zwar nicht fassen kann, das aber dennoch da ist und auf seine Art viel genauer, umfassender, als mein derzeitiger Verstand dies zulässt.

 

„Nicht mit dem Verstand versuchen.

Kunst mit dem Gefühl erleben“ Pepa Salas Vilar

 

Das Temperament der aus Andalusien stammenden Künstlerin Pepa Salas Vilar kann man an der ruhigen Oberfläche ihrer präzise gemalten Bilder nicht erahnen. Erst im Eintauchen in ihr Schaffenswerk, das auch Objekte einbezieht, erschließt sich eine große Vielschichtigkeit der Gefühlseindrücke und Informationen. Der poetische Bildfluss spricht eine eigene Sprache, die, ähnlich den Märchen, eine tiefer liegende Ebene berührt.
"Kunst kommt von Können" heißt es. Und diese beherrscht sie! Aber über ihre Technik hinaus wühlt sie in unseren Tiefgründen, unseren Ängsten und Träumen. Unserem Hoffen auch.
"Plan B" zeigt weitere Möglichkeiten, mindestens aber eine zweite, wenn das bisher als Konzept Erdachte und Behandelte kläglich scheitert, das menschliche Wesen aber weiter leben will. Da muss dann eine andere Lösung, Aufgabe, ein anderer Plan her. Plan B eben! Und viele schöne, tiefgründige Bilder.

 

Und damit wünsche ich Ihnen und uns allen einen schönen Abend und erkläre die Ausstellung für eröffnet

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